Bühne & Kostüme

Semele von Georg Friedrich Händel

HfM Würzburg| 14.6.2024

Regie: Katharina Thoma | Video: Thorsten Repper | Licht: Andreas Herold

Bei diesem Stück handelt es sich eigentlich nicht um eine Oper, sondern um ein szenisches Oratorium. Es hat aber keinen biblischen Inhalt, sondern schildert eine Episode aus der griechischen Mythologie: die junge Semele möchte der Hochzeit mit einem ungeliebten Bräutigam entkommen und fleht den Gott Jupiter um Hilfe an, woraufhin dieser sie erhebt und in einen unerreichbaren Palast versetzt, wo sie seine Geliebte wird. Berauscht von den göttlichen Liebesfreuden, verlangt sie, selbst eine unsterblich Göttin zu werden.

Jupiters eifersüchtige Gattin Juno spinnt eine Intrige und rät Semele, sie möge von Jupiter verlangen, dass er in seiner wahren Gestalt zu ihr komme. Denn die Blitze und das Feuer des Göttervaters kann eine Sterbliche nicht überleben…

Dieses Oratorium bietet für die jungen Sängerinnen und Sänger sehr reizvolle Partien, außerdem spielt der Kammerchor der Hochschule eine bedeutende Rolle. Die Inszenierung von Katharina Thoma erkundet die Parallelen zwischen Ruhm / Unsterblichkeit und medialer Aufmerksamkeit, zwischen Schein und Sein früher und heute, zwischen göttlichen Sphären, die über unsere Realität hinausgehen, und der virtuellen Welt, die unbegrenzte Möglichkeiten bietet, aber auch ganz gravierende Auswirkungen hat auf das reale Leben derjenigen, die sich dort zur Schau stellen.

Regisseurin Katharina Thoma und ihr Team kitzelten überraschend Witziges und Zeitkritisches aus dem alten Stoff heraus.
Das Mädchen Semele, verführt durch ständige Selbstbespiegelungen in Selfies, unzufrieden mit ihrem Aussehen und ihrem Status…Auch optisch gelang eine stringente Inszenierung: Ausstatter Devin McDonough lässt die Handlung vor einem überdimensionalen Display spielen, und auf diesem werden Semels Träume, ihr Wunschbild als Frau sichtbar: sexy, schlank, mit langem Blondhaar, in hohen Stiefeln und im rosa Babydoll, genüsslich auf einer Couch sich räkelnd als Influencerin…Juno, Jupiters eifersüchtige Gattin…in Tiefe wie Höhe dunkel getöntem Mezzosopran ein Vollblutweib auch mal im Badeanzug mit Leopardenmuster, das sich die Eskapaden des Gatten nicht gefallen lässt.

Für ihre Rache braucht sie Somnus, den Gott des Schlafes, der als Computernerd durch das dauernde Zocken chronisch übermüdet ist. Lorenz Schober, ein hell getönter Bass, gibt ihn herrlich schlampig inmitten von Pizzakartons. Er wird erst durch das künstliche Mangamädchen aus seiner Lethargie gerissen, in das sich Junos Dienerin Iris widerstrebend verwandeln muss

- Renate Freyeisen, Bayerische Staatszeitung

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